Instabile Wirbelsäule

Verschleißerkrankungen führen häufig zu einer Gefügelockerung der Wirbelsäule. Die instabilen Wirbelknochen verschieben sich gegeneinander. Dadurch werden Nerven „eingeklemmt“ und entzünden sich.

Das echte Wirbelgleiten – der Gleitwirbel

Diese Erkrankung betrifft meist den untersten Abschnitt der Lendenwirbelsäule und ist anlagebedingt durch eine Verknöcherungsstörung der Wirbelsäule. In sehr seltenen Fällen kann es auch durch eine Verletzung bedingt werden. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Es kommt zu einem Abrutschen des untersten Lendenwirbels (sog. LWK5) nach vorn um wenige Millimeter über das Kreuzbein (sog. SWK1) in der aufrechten Position. In Rückenlage gleitet der Wirbel häufig zurück. Dieses  Hin- und Hergleiten führt häufig zu einer frühzeitigen Abnutzung der zwischen den gleitenden Wirbeln gelegenen Bandscheibe und damit zu Rückenschmerzen. Zudem führt ein stärkeres Abrutschen, welches bei einigen Patienten vorhanden ist, zu einer Einklemmung der zwischen den Wirbeln austretenden Nerven und damit zu in die Beine ausstrahlenden ischiasartigen Schmerzen bis hin zu möglichen Lähmungserscheinungen.

Häufig wechseln sich beschwerdearme und schmerzhafte Phasen ab. Eine ursächliche Behandlung des echten Wirbelgleitens ist nur mit einer stabilisierenden Operation möglich. Häufig sind jedoch schmerztherapeutische und krankgengymnastische Maßnahmen ausreichend wenn es sich um eine leichtere Form der Erkrankung handelt. Ihr Wirbelsäulenspezialist wird sie diesbezüglich ausführlich beraten und einen Therapieplan erstellen.

Das verschleißbedingte Wirbelgleiten – die Pseudospondylolisthesis

Bei dieser Form des Wirbelgleitens entsteht durch einen verschleißbedingten Höhen- und Stabilitätsverlust einer Bandscheibe der Lendenwirbelsäule eine Gefügelockerung zweier oder mehrerer Wirbelkörper, welche ebenfalls ein Abrutschen des oberen über den unteren Wirbelknochen nach vorn verursacht.  Die Wirbelsäule wird „instabil“. Nach Meyerding wird der Schweregrad der Ausprägung in die Stufe 0-4 eingeteilt, wobei 4 die ausgeprägteste Form ist. Diese Erkrankung wird im Laufe des Lebens erworben und betrifft damit meist Menschen ab dem 45. Lebensjahr. Frauen sind aufgrund ihrer Beckenform und der oft schwächeren Rückenmuskeln deutlich häufiger betroffen. Am häufigsten betrifft das verschleißbedingte Wirbelgleiten den 4. und 5. Lendenwirbel. Da hier meist ein fortgeschrittener Bandscheiben- und Gelenkverschleiß im betroffenen Abschnitt der Wirbelsäule vorliegt, besteht fast immer zusätzlich eine Spinalkanalstenose. Belastungsabhängige Schmerzen im Rücken mit Ausstrahlung in die Beine und einer zunehmenden Verkürzung der schmerzfreien Gehstrecke sind typische Symptome. Häufig stehen auch die Rückenschmerzen gegenüber den Beinschmerzen deutlich im Vordergrund. Der Verlauf ist meist langsam schleichend sich verschlechternd mit wenig oder keinen beschwerdefreien Episoden. Auch hier ist eine Behandlung der Grunderkrankung nur durch eine stabilisierende Operation möglich. Ob eine Operation bereits erforderlich ist oder krankgengymnastische und schmerztherapeutische Maßnahmen noch ausreichen sollte von einem erfahrenen Wirbelsäulenspezialisten beurteilt werden.

Stabilisierungsoperationen an der Lendenwirbelsäule

Wenn nicht-operative und schmerztherapeutische Maßnahmen nicht mehr ausreichen um eine zufriedenstellende Lebensqualität und Mobilität zu ermöglichen und/oder Ausfallserscheinungen wie Lähmungen oder Gefühlsstörungen in den Beinen bestehen, wird eine operative Behandlung erwogen. In manchen Fällen ist bei einem Wirbelgleiten eine reine Entlastungsoperation analog wie bei einer Stenoseoperation ausreichend. Meist wird jedoch eine zusätzliche Stabilisierung erforderlich werden, um eine über viele Jahre anhaltende Verbesserung zu erreichen. Bei der stabilisierenden Operation an der Lendenwirbelsäule werden unter Röntgendurchleuchtung nach einem Hautschnitt am Rücken, manchmal auch am Rücken und der Flanke, in die instabilen Wirbelknochen von beiden Seiten Schrauben eingebracht, welche dann über einen Längsstab miteinander verbunden werden. Danach wird unterm dem Operationsmikroskop der Wirbelkanal von Verwachsungen befreit. Zuletzt wird die normale Statik der Wirbelsäule mit Hilfe von Repositionsmanövern über das Schrauben-Stab-System wieder hergestellt, das Wirbelgleiten wird dauerhaft entfernt.  Die Operation erfolgt in Vollnarkose, ein stationärer Aufenthalt von 7-10 Tagen ist erforderlich. Nach einer Erholungsphase von einigen Wochen im häuslichen Rahmen schließt sich eine 3-wöchige Rehabilitationsmaßnahme an. Über die verschiedenen Möglichkeiten und Techniken einer Stabilisierungsoperation, sowie Vor- und Nachteile der Behandlung werden Sie in mehreren persönlichen Gesprächen ausführlich beraten.

Wirbelkörperbrüche durch Osteoporose oder Trauma

Osteoporose ist eine häufig zu spät erkannte und in ihren schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen deutlich unterschätzte Volkskrankheit. Sie beruht auf einem Verlust von Knochenmasse im Knochenmark. Ähnlich wie ein morscher Dachbalken werden die Wirbelknochen brüchig und können schließlich brechen -  durch eine Bagatelle wie einen Sturz auf das Gesäß oder das Heben eines schweren Gegenstandes, oder auch nur durch das Eigengewicht des Körpers. Erst in diesem Moment macht sich die Osteoporose mit Schmerzen bemerkbar. Darum bleibt sie so oft unerkannt bis sie einen Knochenbruch verursacht hat. Dann ist die Knochenqualität häufig schon sehr schlecht. Darum empfiehlt sich für Menschen >60 Jahre die zumindest einmalige Bestimmung der Knochendichte mittels der sogenannten DXA-Messung. Diese können Sie selbstverständlich in unserer Praxis durchführen lassen.

Ist ein Wirbelbruch eingetreten, bestehen häufig über Wochen sehr starke Rückenschmerzen. Dies führt zu einer Immobilisation der meist älteren Patienten und  damit zu einer Verschlechterung und Schwächung des Allgemeinzustandes. Zudem entsteht häufig nach der Heilung ein sehr stark abgeflachter Wirbelknochen, der viel von seiner ursprünglichen Höhe verloren hat. Dies führt wiederum zu einer Verformung der gesamten Wirbelsäule – ein Buckel kann entstehen. Bei vielen Wirbelbrüchen besteht heutzutage glücklicherweise die Möglichkeit, über einen kleinen operativen Eingriff die Schmerzen des Wirbelbruches zu nehmen und die Festigkeit und Form des Wirbelknochens wieder herzustellen. Bei dieser Kyphoplastie genannten Methode wird unter Röntgenkontrolle von links und von rechts je eine Hohlnadel durch die Haut bis in den Wirbelkörper eingebracht. Über diese wird dann jeweils ein kleiner Ballon vorgeschoben, der mit sehr hohen Drücken im Wirbelkörper aufgepumpt wird. Dadurch richtet sich der Wirbelknochen wieder auf. Die so entstandenen Hohlräume im Wirbelknochen werden dann mit einem speziellen Knochenzement wieder aufgefüllt. Bereits nach einigen Stunden ist der Patient wieder voll mobil. Die schmerzbefreiende Wirkung tritt sofort ein. Eine Vollnarkose und ein Krankenhausaufenthalt über Nacht sind erforderlich.